Hallo zusammen,
nach gut einem halben Jahr bin ich keinen Millimeter weiter. Ich war ein paar Mal beim Händler, der mir die neueste Software aufgespielt hat, aber das Problem der sich von selber verstellenden Trittfrequenz-Stufe bleibt. Ich denke inzwischen auch nicht mehr, dass da von Specialized irgendeine Antwort oder Lösung kommt. Sicher, man kann sich an alles gewöhnen und es sind ja nur zwei oder drei Klicks (F2 und dann ein oder zweimal Minus um wieder auf "Slow" oder "Slower" zu kommen), aber es nervt trotzdem. Vor allem bei einem Rad, dass bei seinem Launch über 6.000 Euro kosten sollte und auch jetzt noch meist deutlich über 4.000 Euro liegt.
Insgesamt bin ich mit dem Como nicht wirklich zufrieden. Der Akku hat 710 WH, aber die für mich damit erzielbare Reichweite liegt DEUTLICH unter der, die ich mit meinem vorherigen KTM-Bike mit 625 WH Akku geschafft habe. Voll geladen komme ich rechnerisch auf ungefähr 80 Kilometer Reichweite, mit dem KTM waren es ungefähr 120 Kilometer bei ähnlichen Einstellungen. Wirklich leer gefahren habe ich den Akku allerdings noch nie. Das wäre dann auch nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig: Unter 15% ist nur noch die ECO-Stufe in der kleinsten Einstellung nutzbar und ganz ohne Motorunterstützung fährt sich das Como, als wäre die Handbremse angezogen. Das KTM konnte ich ganz gut auch mal ohne Motor fahren, war zwar auch nicht spaßig, aber immer noch um Welten besser als das Como. Bei dem kommen drei Dinge zusammen, die den Stromverbrauch ziemlich in die Höhe treiben: Die breiten Reifen mit relativ wenig Luftdruck sind zwar recht komfortabel, haben aber einen ziemlich hohen Rollwiderstand, der Riemen ist lange nicht so effizient wie eine Kette und die Enviolo schluckt auch noch einmal richtig Energie (fast wie bei einem alten Auto mit Wandlerautomatik, da ging auch einiges an Leistung im Drehmomentwandler verloren).
Das alles führt dazu, dass man bei ausgeschaltetem Motor das Gefühl hat, einen voll beladenen Anhänger hinter sich herzuziehen. Auch ist das Como nicht unbedingt eine Bergziege. Meine Frau fährt mir mit ihrem KTM locker davon, obwohl ihr Bosch-Motor nicht stärker ist als der Brose im Como. Mit meinem alten KTM konnte ich ihr problemlos wegfahren, jetzt ist es umgekehrt. Das sind jetzt natürlich alles Dinge, die ich auch im Vorfeld mit ein bisschen Recherche hätte herausfinden können, aber sie ärgern mich trotzdem. Dazu diese völlig abwegige Spreizung der Trittfrequenz bei der Enviolo Automatik (mal ehrlich - fährt irgendwer mit DEM Rad auf "Fastest"? Für mich ist alles über "Standard", zumindest aber über "Fast" überflüssig) und die Tatsache, dass sich die Schaltung ständig wieder auf "Standard" zurückstellt. Das i-Tüpfelchen ist aber der nicht vorhandene Service von Specialized, die dieses Problem einfach ignorieren.
Insgesamt habe ich mir mit dem Como also gleich zwei Specialized-Bikes gekauft: Das erste und das letzte! Sollte ich in absehbarer Zeit noch einmal auf die Idee kommen, ein paar Tausend Euro für ein E-Bike auszugeben, wird es mit Sicherheit kein Specialized mehr sein!
Zur Frage von Rainer A.: Wenn das Rad keine Automatik hat, muss man keine Trittfrequenz einstellen. Dafür kann man ja selber die Übersetzung stufenlos regeln. Bei der Automatik kann ich selber die Übersetzung nicht beeinflussen; sie wird vom Rad bzw. der Schaltung selbstständig anhand der Fahrsituation gewählt (mal mehr und mal weniger passend bzw. schnell). Das einzige, was man hier einstellen kann, ist die Trittfrequenz. Die Automatik sorgt dann durch die Änderung der Übersetzung dafür, dass man immer ungefähr diese Frequenz hält. In etwa wie bei einem Auto mit stufenloser Automatik; da gibt man Gas, der Motor erreicht x Umdrehungen und die Automatik ändert die Übersetzung so, dass diese Drehzahl annähernd konstant gehalten wird. Also: Manuelle Schaltung = Übersetzung wählen, Automatik = Trittfrequenz wählen.
Viele Grüße
Andreas